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Kommentar zu „Was drauf steht, ist auch drin“ – Nur wo Fairer Handel drauf steht, ist auch Fairer Handel drin?! Besteht Verbrauchertäuschung, wenn dem nicht so ist?

Mengenausgleich im Fairen Handel; aus Welt&Handel Nr. 1-2014

 

Frank Eichinger, für die Jugendverbände im Vorstand bei TransFair, schreibt dazu:

„Ich habe 2011 eine Zuckerkooperative in Costa Rica besucht (s. auch meinen Blog). Sie hatte derzeit keine eigene funktionierende Verarbeitungsanlage und hat ihren Zucker in einer großen Fabrik verarbeiten lassen. Diese habe ich auch besucht. Mein Eindruck ist, bei den Mengen an Zuckerrohr, die dort von den verschiedenen Genossenschaften, Firmen und Bauern angeliefert werden, dass es keinerlei Chance gibt, dieses Zuckerrohr separat zu verarbeiten, zumal der Fairtrade-Anteil hier gering ist.

Kooperativen sind oft ohne Chance auf Vermarktung

Die Kooperative hat hier also keinerlei Chance, ihre Produkte separat verarbeiten zu lassen (höchstens in eigenen oder anderen, kleineren Fabriken, die weiter weg sind; dass würde den Zucker aber extrem verteuern, so dass ihn niemand kaufen würde). Auch weil am Ende ein nahezu chemisch reines Produkt steht, weißer Zucker, habe ich nach dem Besuch keinerlei Vorbehalte mehr gegen dieses sogenannte Factory-Door Mass Balance. Ohne diese Regelung hätte die Kooperative keine Möglichkeit, ihren Zucker im Fairtrade-System abzusetzen - schon jetzt setzt sie nur einen kleinen Teil als Fairtrade ab. Dies dürfte für viele - insbesondere kleine - Kooperativen gelten.

Group Mass Balance für größere Firmen

Es gibt aber noch eine andere Form von Mengenausgleich: Group Mass Balance. Hier können große Firmen im Rahmen von übergangsweisen Sondergenehmigungen Produkte innerhalb ihres Konzerns austauschen. Für Cadberry-Schokolade in Australien kann so z.B. australischer Zuckerrohr-Zucker verwendet werden, anstatt ihn aus Südamerika zu importieren. Diese Sonderregelungen ergeben für mich im Einzelfall schon Sinn (insbesondere dann, wenn Factory-Door Mass Balance ohnehin schon greift), zumal ohne diese signifikante Umstellungen auf Fairtrade nicht stattgefunden hätten und Produzenten ihre Produkte sonst nicht hätten verkaufen können. Im Allgemeinen sehe ich diese Form von Mengenausgleich aber auch sehr kritisch und ich hätte es gerne, wenn sie mit der Zeit auslaufen sollte.

FSP Programm für Zucker, Kakao und Baumwolle


Ein neuer Weg, bei dem Mengenausgleich (Group Mass Balance) prinzipiell zugelassen ist, sind die neuen Programme für Zucker, Kakao und Baumwolle (FSP). Hier wird auch in keiner Weise davon gesprochen, dass es am Ende 'Fairtrade-Produkte' gibt. Das neue Logo am Produkt sagt lediglich aus, dass der Hersteller Fairtrade-Rohstoffe einkauft, und dass das mindestens so viele sind, dass damit der Zucker bzw. Kakao aus dem Produkt mit dem neuen Siegel gedeckt ist. Bei Kakao werden wir mit diesem neuen Programm die Menge an gehandelten Fairtrade-Kakao schon in kurzer Zeit vervielfachen und so den Produzenten einen Absatzmarkt schaffen, den sie in der Form bisher nicht haben.

Keine Verbrauchertäuschung


Zuletzt, um die Frage in der Überschrift aufzugreifen: Produkte mit Mengenausgleich tragen einen entsprechenden Hinweis auf dem Produkt. Der Verbraucher kann also nachvollziehen, was er kauft. Dass es keine Verbrauchertäuschung ist, bescheinigt uns (TransFair) auch ein Rechtsgutachten von einem anerkennten Verbraucherschutz-Professor. Sicher, es ist nicht leicht, das auf den ersten Blick zu erkennen, es wird aber darauf hingewiesen und alle Standards die das regeln sind öffentlich zugänglich.“


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