Die Aufforderung zum Aufruf nehme ich gerne an. 1992 habe ich meine eigene Dritte-Welt-Firma „Tienda Mundo“ in Burghausen gegründet und mir damit einen Wunsch erfüllt. Ich wollte nicht mehr wegen eines Päckchen Kaffees beim zuständigen Pfarrer klingeln, sondern etwas Eigenes auf die Beine stellen. Dazu waren die damalige Projektarbeit mit Rhönschafen und der Nicaragua-Kaffee der Auslöser. Diesen Kaffee wollte ich verkaufen und damit das Projekt unterstützen. Ebenso war die Arbeit von Preda, die damals bekannt wurde ein Projekt, das ich gerne unterstützen wollte. Der Anteil des Fairen Handels belief sich 1992 auf knapp 1 Prozent - sind wir über die Vermarktung weitergekommen? Nach mehr als 26 Jahren habe ich im Juli 2018 aufgehört. Die Gründe sind für mich überwiegend: Die alljährliche Lust-Frust-Auseinandersetzung mit dem Finanzamt, das mich vor einigen Jahren schon zum Hobbybetrieb erklärt, aber von nichts befreit hat und die Bürokratisierung und die Technisierung. Dazu kommt, dass ich gegen die Ehrenamtlichkeit in den Weltläden nicht konkurrieren konnte. Ich denke, die Professionalisierung und Wirtschaftlichkeit der Weltläden ist Voraussetzung für das Bestehen in der Zukunft, dann ist auch die Vielfalt mit eingebunden.
Henriette Auer, Burghausen
„Ich habe mich sehr über den Artikel in Welt&Handel gefreut. Mein ständiges Reden in unserem Karibuni-Weltladen in Bad Dürrheim sind also keine Fantastereien, sondern das Thema beschäftigt offensichtlich auch andere. Ich habe mir in den vergangenen Monaten viele Gedanken gemacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es wichtig und uns und wohl auch für andere Weltläden wäre, eine hauptamtliche geschäftsführende Stelle einzurichten. Vielleicht geht so etwas in Kombination mit einem weiteren Weltladen oder einem (Hoch)-Schulprojekt, einer Behindertenwerkstatt oder anderen gemeinnützigen Vereinen auf der Suche nach professioneller Geschäftsführung. Die Bereitschaft dazu ist schwierig, was vor allem daran liegt, dass die Weltläden nicht die Wirtschaftlichkeit, sondern die gute Tat im Vordergrund sehen. Hier muss ein Umdenken geschehen. Auch politisch - Entwicklungshilfe sollte auch den Fairen Handel erreichen.“
Roswitha Kneer, Karibuni-Weltladen Bad Dürrheim
Wir vom Weltladen Kressbronn begrüßen es, dass endlich eine Diskussion zum Themenkomplex Ehrenamt und Wirtschaftlichkeit der Weltläden zustande kommt. Wir beobachten schon seit Jahren, dass der Faire Handel zwar jährlich wächst, aber eben kaum im Gesamtbereich der den Weltläden. Insbesondere bei Lebensmitteln haben Supermarktketten und Diskounter den Imagewert eines TransFair-Siegels erkannt und nehmen immer mehr solchermaßen gesiegelte Waren in ihr Sortiment auf. Aufgrund ihrer Betriebsgrößen können sie es sich leisten, die Preise der Weltläden zu unterbieten und insbesondere die Discounter erwecken den Anschein, dass billig und fair gehandelt zusammenpassen. Es sind insbesondere zwei Akteure, die zu dieser Situation beigetragen haben: Eine Großhandelsorganisationen des Fairen Handels (GEPA), die bereitwilligst an diese Handelsorganisationen liefert (vermutlich zu günstigeren Preisen als es die Weltläden bekommen) und die Siegelorganisation TransFair, die die Anforderungen für dieses Siegels immer weiter herunter geschraubt hat. Noch seltsamer mutet es an, wenn gleiche Waren unterschiedlich gesiegelt werden: für Diskounter und Handelsketten mit dem Transfair-Siegel, für Weltladen z. B. mit dem Eigensiegel von GEPA Wir Ehrenamtliche haben schon länger das Gefühl, dass wir, die wir am Ende der Wertschöpfungskette stehen, ausgenutzt werden und andere den Mehrwert der Fair-Handel-Idee abschöpfen. Man kann das ungerecht nennen, aber es entspricht leider den herrschenden, marktwirtschaftlichen Prinzipien. Die Weltläden müssen sich dieser Ungleichbehandlung und Doppelzüngigkeit stellen und mit wirksamem Mitteln reagieren. So könnte der Weltladen-Dachverband eine aktivere Rolle einnehmen und die die gebündelte Einkaufsmacht der Weltläden gegenüber dem Fair-Trade-Großhandel ins Feld führen. Wir haben das Gefühl, dass aus welchen Gründen auch immer, immer noch nicht die wahren Probleme angesprochen werden.
Weltladen Kressbronn, Heidi Eisenblätter, Hubert M. Schuh
Auch unser Weltladen wird von einem Verein getragen und zum großen Teil ehrenamtlich betrieben. Seit einem halben Jahr haben wir bezahlte Arbeit für Warenbestellung eingeführt. Unser Standpunkt ist, dass ab einer gewissen Ladengröße nicht mehr die ganze Organisation ehrenamtlich geleistet werden kann. Fairer Handel bedeutet schließlich auch, dass die Menschen, die sich hier engagieren, fair behandelt werden, und das Ehrenamt nicht an Selbstausbeutung grenzen darf. Ein Laden ist ein Wirtschaftsbetrieb und muss auch als solcher geführt werden, wenn er überleben will. So gesehen, hat die kirchliche Jugendarbeit dem Fairen Handel einen Bärendienst erwiesen, indem sie ehrenamtliche Strukturen für den Verkauf aufgebaut hat. Biolandwirtschaft und ökologischer Handel ist auch in aller Munde - aber es würde niemand verlangen, dass ein Bioladen ehrenamtlich geführt werden muss, weil sonst die Produkte zu hochpreisig werden, oder jemand hier bei uns dadurch Geld verdient.
Rosemarie Rimpf
„Wir führen seit fünf Jahre einen eigenständigen Weltladen in Bad Saulgau. Die Wertschätzung und Achtung ist bei weitem größer, wenn unsere Produzent*innen durch den Verkauf ihrer Produkte ihren Lebensunterhalt verdienen können, den sie benötigen und nicht von „guten Taten – Almosen“ abhängig sind. Eine Umsatzsteigerung im Weltladen ist nur mit einer zunehmenden Professionalisierung möglich. Die Zukunft des Fairen Handels liegt unserer Meinung nach in der Professionalisierung. Das heißt: Fairer Preis für Produzent*innen, Lieferant*innen und endlich auch im Verkauf! Nur so kann es gelingen!“ Herzliche Grüße aus dem Weltladen Bad Saulgau
Weltladen Bad Saulgau