Wenn über die Wirkungen des Fairen Handels gesprochen wird, lohnt es sich, genau hinzuschauen. Die Wirkungen des Fairen Handels sind nicht originär ökonomischer Natur, obgleich eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Produzent/innen oder Arbeiter/innen damit verbunden ist. Es gilt auch, die darüber hinaus gehenden Faktoren in der Wirkungsbeschreibung zu berücksichtigen. Zum Ende des Jubiläumsjahres hat TransFair e.V. eine gemeinsam mit der Max-Havelaar-Stiftung Schweiz in Auftrag gegebene Studie vorgestellt, die die Wirkung von Fairtrade auf die ländliche Entwicklung auf drei Kontinenten untersucht. Dabei ging es ausschließlich um den Fairen Handel mit dem Fairtrade-Siegel. Das Saarbrücker Centrum für Evaluation CEval hat die Studie erstellt. Die Fragestellung, unter der die Studie erstellt wurde, war: »Welche Wirkung hat Fairtrade auf die ländliche Entwicklung in den Produktionsländern des globalen Südens? Was sind entscheidende Faktoren für einen optimalen Einfluss?«
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass sich Fairtrade positiv auf die ländliche Entwicklung auswirkt. Die Studie belegt, dass bessere Einkommen erzielt werden und auch die Armutsbekämpfung in den ländlichen Regionen schrittweise voran geht. In den Regionen, in denen sich viele Fairtrade-zertifizierte Betriebe befinden, wie im Bananenanbau in Peru oder in der Rosenzucht in Kenia, ahmen konventionelle Anbieter die Standards nach, wie zum Beispiel die Prämienzahlung oder verbesserte Arbeitsbedingungen. Untersucht wurden Fallstudien in den Produktbereichen Kaffee, Bananen, Tee, Baumwolle, Kakao und Blumen. Das CEval-Team verglich die Entwicklungen von Fairtrade-zertifizierten Kleinbauernkooperativen, Plantagen und Vertragsanbauern mit konventionellen Organisationen. Vergleichsgrößen waren unter anderem Bildung, Gesundheitsversorgung und Gender.
Unter anderem wurden im Vergleich zu konventionellen Farmen deutlich positivere Bedingungen für Arbeiter auf Fairtrade-Blumenfarmen oder ein größeres Sparverhalten bei Fairtrade-Bauern und Arbeitern in allen Sektoren gefunden. Martin Schüller, für die Studie zuständiger Referent für Entwicklungspolitik bei TransFair, sagt: »Es konnte belegt werden, dass Fairtrade-Bauern gegenüber den Vergleichsgruppen über höhere und stabilere Einkommen verfügen. Darüber hinaus erhalten sie mehr (Weiter)Bildung, ihre Ernährungssouveränität ist gesichert und die Produktivität ist größer.«
Doch die Studie hat neben den vielfältigen positiven Ergebnissen auch kritische Anmerkungen hervorgebracht. So sei zum Beispiel das Wissen über Fairtrade je nach Größe, Organisationsgrad der Produzentenorganisationen und Bildungsstand ihrer Mitglieder sehr unterschiedlich. »Analphabetisierung ist mancherorts nach wie vor ein großes Problem. Wirkungen sind ebenso da schwer zu erzielen, wo Arbeit und Löhne sektorspezifisch und gesetzlich reguliert werden, wie beispielsweise beim Teeanbau in Indien«, sagt Martin Schüller.
Beispielsweise seien auch im Bereich der Gendergerechtigkeit dort große Schwierigkeiten zu finden, wo religiöse, traditionelle und kulturelle Gegebenheiten die Rolle der Frau definieren. Das treffe bei den untersuchten Fallstudien insbesondere für jene aus Indien und Peru zu. Weiterhin hingen die Wirkungen stark von der Motivation des Managements, vom Wissensstand der Kleinbauern bzw. Arbeiter/innen über Fairtrade sowie von den unter Fairtrade-Bedingungen abgesetzten Mengen ab. »Wenn diese Faktoren positiv sind, kann Fairtrade die Voraussetzungen für eine ländliche Entwicklung schaffen«, so Martin Schüller. Dennoch ist es nicht das primäre Ziel der Organisationen, eine über die Produzentenorganisationen hinausgehende Wirkung auf ländliche Entwicklung zu erzielen. Aber auch die politische Lage und staatliche Regulierungen, ökologische Veränderungen sowie die internationalen Handels- bzw. Marktbedingungen für einzelne Produkte spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg von FT. gj