Wie eine globalisierte Weltwirtschaft in Zeiten von wachsender Ungleichheit, Armut, Flucht und Klimawandel gerechter gestaltet werden kann, hat die Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Vandana Shiva, bei einem Besuch der GEPA anlässlich des G20-Gipfels anschaulich erörtert. Zuvor war sie als Eröffnungsrednerin beim Alternativen „Gipfel für globale Solidarität“ in Hamburg aufgetreten. Bei der GEPA sprach sie sich für ein ganzheitliches Verständnis von Fairem Handel aus: „Fairness Produzenten gegenüber, Fairness der Natur gegenüber, Fairness Konsumenten gegenüber“. Das Schlagwort von G20 „Freier und fairer Handel“ ist für sie nur Rhetorik. Vandana Shiva: „G20 hat keine Bedeutung. Die Teilnehmer des Gipfels sind ‚Sherpas‘ der acht reichsten Männer, die den Großteil der Weltwirtschaft dominieren. Damit soll Entwicklung vorgegaukelt werden.“
Klimawandel eine der größten Herausforderungen
Sie forderte mehr Aufklärung über die Ursachen von ungerechten Weltwirtschaftsstrukturen als Erbe des Kolonialismus. Als Beispiel führte sie Subventionen für die industrielle Landwirtschaft an. Fairer Handel und Bio-Anbau sind für sie die Alternative zu Deregulierung und Monopolisierung, die heute im Namen der Wirtschaftsstärksten ein Prozent der Weltbevölkerung praktiziert würden. Fairer Handel und Bio-Anbau sind auch die Antwort auf die globalen Krisen unserer Zeit wie z. B. den Klimawandel. GEPA-Geschäftsführer Peter Schaumberger nannte den Klimawandel als eine der größten Herausforderungen der GEPA-Handelspartner und Kleinbauern allgemein: „Kleinbauern kämpfen ums Überleben. Daher wollen wir unsere Handelspartner bei ihrem Kampf um Klimagerechtigkeit auch durch politische Lobbyarbeit unterstützen.“ Der G20-Polit-Talk ist Teil der Veranstaltungsreihe im Rahmen der GEPA-Aktivitäten zu Klimagerechtigkeit und Agenda 2030.
Beispiel: Navdanya
Vandana Shiva möchte in ihrem Kampf für Artenvielfalt und gegen Saatgutpatentierung von Großkonzernen ein Störfaktor sein wie die G20-Gegner mit ihren vielfältigen und phantasievollen Aktionen. Als Beispiel nannte sie die Stiftung Navdanya (Hindi „Neun Samen“), von der die GEPA seit 1999 ihren „Bio Basmati Reis“ bezieht. Vandana Shiva hob hervor, wie die GEPA als erster internationaler Partner Navdanya beim Kampf gegen Biopiraterie unterstützte. Die US-Firma RiceTec hatte 1997 Basmati-Reis patentiert. Durch Fairen Handel mit der GEPA konnten die indischen Produzenten ihren echten Basmatireis direkt vermarkten. Navdanya konnte schließlich durchsetzen, dass das Patent aufgehoben wurde.
Vandana Shiva: „Allgemein könnte durch Bio-Anbau der Humusgehalt erhöht, CO2 gebunden und der Ernteertrag in Indien verdoppelt werden – Klimaschutz, Klimaanpassung und Ernährungssouveränität in einem.“